Ruhe im Grünen
Grabbepflanzung naturnah, pflegeleicht und schön
Auch ein Grab ist wie ein Garten und kann so bepflanzt werden. Viele Gräber sind allerdings eintönig und steril gestaltet. Das ist schade: Denn ein Grab ist auch mehr als nur ein Beet, sondern ein wichtiger Ort der Erinnerung an Verstorbene.

Ob es um die eigene letzte Ruhestätte geht oder um die von Angehörigen: wie ein Grab gestaltet werden kann, darf und soll ist oft schwierig zu entscheiden.
Pflegeleicht sollte es sein, aber nicht seelenlos. Es individuell und besonders herzurichten ist sehr teuer und kostet viel Zeit. Dann ist das Grab womöglich nicht immer top in Form – und es beschwert sich vielleicht die Verwandtschaft; in kleinen Orten wird man zum Nachbarschaftsgespräch.
All das ist oft der Grund, warum sich viele für einen Friedhofslook von der Stange entscheiden: So wie es üblich war und oft noch ist; und wie die Friedhofsgärtnereien es pauschal im Angebot haben: ein Rahmen aus immergrünen Kleinsträuchern, eine größere Konifere oder ein rotlaubiger Ahorn als Blickfang neben dem Grabmal und je nachdem wie viel Platz ist, die jahreszeitliche Wechselbepflanzung aus Stiefmütterchen, Begonien und Heidekraut. Dazu eine Steckvase aus Kunststoff und ein Grablicht, fertig ist der Friedhofslook.
Wer über Friedhöfe spaziert sieht auch Gräber mit Brombeeren, Knopfkraut und verblühten Disteln. Das freut die Tierwelt und im Garten wäre es eine wertvolle wilde Ecke. Hier wirkt es verwahrlost und trostlos, als habe niemand Interesse an einer schönen Gestaltung und damit auch nicht an den Menschen, die dort bestattet sind.
Dann lieber ein schlichtes Regalfach für die Urne, dann ist man auf der sicheren Seite.
Das ist jammerschade. Und zwar in vielfacher Hinsicht.
Für die Friedhöfe selbst, die oft – ohne als solche ausgewiesen zu sein – kleine Naturschutzgebiete sind. Weil hier viele sehr alte Bäume stehen, die beschützt von den toten Seelen, noch keiner Baumaßnahme weichen mussten. Weil hier das Leben ruhiger abläuft, keiner landwirtschaftet, Autofährt, kickt oder picknickt. Weil hier Nachts Ruhe herrscht, auch Lichtruhe. Straßenbeleuchtung und Werbeschilder, die überall sonst vor allem die Insektenwelt empfindlich dabei stören zu jagen, zu fressen, sich fortzupflanzen und zu ruhen – gibt es hier nicht. Efeuranken, Mauern und Bäume bilden ein engverzahntes Mosaik aus Kleinstlebensräumen, deswegen sind Friedhöfe ein perfekter Rückzugsraum für sehr viele verschiedene Tiere, auch für seltene, geschützte, bedrohte Arten.
Die ökologische Bedeutung ist von Friedhof zu Friedhof verschieden, je nach Größe, Lage, Alter. Aber bei der Grabbepflanzung hat es jeder Nutzer und jede Nutzerin in der Hand, einen Beitrag für das ökologische Refugium zu leisten.
Die Vorteile für ein naturnah bepflanztes Grab sind außerdem: Ein naturnah bepflanztes Grab ist pflegeleichter. Weil die Pflanzen im Idealfall sich selbst erhalten, als Staude oder über Aussaat, müssen nicht alle paar Monate neue Blumen gepflanzt werden. Das ist auch deutlich preiswerter. Wird nicht ständig neu gepflanzt, entwickelt sich im Grab ein gesundes Bodenleben, das den Pflanzen gut tut und sie widerstandsfähig macht. Ob Schnecke oder Blattlaus, Dürrephase der Starkregen, die Pflanzen bringt dann so schnell nicht aus der Fassung und wenn doch, erholen sie sich schneller. Man muss nicht so häufig zum Gießen auf den Friedhof, oder zum Ausputzen. Wenn immer etwas blüht, sieht es auch immer gut aus. Und wenn die Verwandtschaft zum Spontanbesuch kommt, trifft sie bestenfalls auf eine von Hummeln, Bienen und Schmetterlingen umschwärmte Oase. Ein Anblick, über den sich wohl alle freuen, auch die Nachbarn.
Wie das geht? Eigentlich ziemlich einfach.
Letztendlich sind alle Blumen schön und stehen mit ihrem Kreislauf aus Samen, Keimen, Blühen, Reifen und Verwelken für Wiedergeburt und ewiges Leben. Dies auf dem Friedhof durch die passende Pflanzenwahl und die Gestaltung nachvollziehbar zu machen, ist ein schöner Gedanke. Und natürlich sollten und konnten viele Pflanzen seit altersher allerlei Religiöses, Spirituelles oder Symbolisches bedeuten. Weiße Blumen wirkten so strahlend jungfräulich wie das ewige Leben. Rot steht bekanntlich für Liebe, Violett schlägt die Brücke zwischen Himmel und Erde, Grün ist ein Zeichen für Leben, das auch nach dem Tod oder nach dem Winter nicht endet. Gelb symbolisiert die Sonne, Rosa zärtliche Verbundenheit aus, Orange Lebensfreude. Ganze Regelwerke gibt es für die Symbolik der Pflanzen. Das Gute daran: Viele typische Friedhofs- und Symbolpflanzen stehen auch in den Listen der Pflanzen mit hohem Wert für die heimische Tierwelt.