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Ein Lob auf die Ameisen

Ameisen sind nützlich und stark - und die allerbesten Gartenhelfer, die ihr haben könnt

Ameisen im Garten? Da gibt es sofort Warnungen und Tipps, wie Abhilfe zu schaffen sei. Das ist meist gar nicht nötig. Die kleinen Krabbler sind ökologisch bedeutsam und allerbeste Gartenhelfer; wer sich mit ihnen gut arrangiert, dem nehmen sie viele Arbeit ab. Werden sie zu aufdringlich sind Hausmittel die erste Wahl zur Abwehr.

Ameisen sind wichtige Insekten und vielseitiger als manch andere Arten. Ein paar Beispiele gefällig: Ameisen lockern den Boden, durchmischen die oberen Erdschichten und zersetzen pflanzliches Material – in ihrer Gesamtheit mehr als Regenwürmer.  Sie halten die Bestände anderer Insekten in Schach, fressen Drahtwürmer, Schneckeneier, Raupen von Weißlingen und sammeln Aas ein. Sogar große Tiere wie Käfer oder Hornissen schleppen sie in ihren Bau, wenn die das Zeitliche gesegnet haben. Ameisen sind stark und können das Vielfache ihres Eigengewichts tragen.

Ameisen ernähren sich auch pflanzlich. Ganz verrückt sind sie nach dem, was Schneeglöckchen, Schöllkraut, Primeln und andere wilde Blumen an ihren Samen an Anhängseln bilden: kleine süße, ölreiche, vitaminhaltige Knöllchen, auf fachdeutsch Elaiosom genannt und im allgemeinen Sprachgebrauch Ameisenbrötchen. Danach sind sie ganz verrückt. Es enthält Stoffe, die bei ihnen einen suchtähnlichen Sammeltrieb auslösen.

Sie schleppen Samen um Samen in den Bau, um den Nachwuchs damit zu füttern. Oft genug futtern sie unterwegs schon die Köstlichkeit selbst und lassen den Rest irgendwo liegen. Und mit etwas Glück und guten Keimbedingungen wachsen dort neue Primeln. Oder neue Schneeglöckchen, und bald sind sie über die ganze Wiese verteilt. Viel malerischer als wir Menschen es könnten. Ameisen sind also auch Blumengärtner. Wenn die Tierchen auf oder an dicken Knospen herumkrabbeln wie bei Pfingstrosen, Staudenmohn oder auf Obstbäumen, ist das kein Grund zur Sorge. Diese Blüten produzieren beim Aufblühen einen klebrigen Saft, den die Ameisen gerne abschlecken. Das schadet den Blüten nicht und gleichzeitig schreckt die Anwesenheit der Ameisen andere Mitesser ab.

Ameisen sind auch selbst eine wichtige Nahrungsquelle für andere Tiere. Die Ameisenlöwen genannten Ameisenjungferlarven ernähren sich von ihnen, und auch für Vögel sind sie leckeres Futter. Der Grünspecht frisst am liebsten Ameisen und füttert seinen Nachwuchs fast nur damit Ameisen. Aber auch Rotkehlchen, Hausrotschwanz und vor allem Kröten, Blindschleichen und Eidechsen fressen Ameisen.

Ameisen sind Dienstleister für Gartentiere

Ameisen sind außerdem Dienstleister im Tierreich: Vögel bedienen sich ihrer zur Gefiederpflege. Amseln oder Eichelhäher baden sogar regelrecht in ihren Bauten. Die Ameisen, schwer genervt, bespritzen die klobigen Eindringlinge mit Ameisensäure. Ganz genau das wollen die Vögel. Den Parasiten in ihrem Gefieder gefällt das ganz und gar nicht.

Und: Ameisen betreiben eine Art Kita für andere Insekten.

Teils sind das sehr ausgeklügelte Systeme, zum Beispiel beim Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Diese Schmetterlinge ernähren sich vom Nektar des Wiesenknopfs und  legen auch ihre Eier in die Blüten. Sind dann die Larven geschlüpft, lassen sie sich ins Gras fallen und warten darauf, von Ameisen gefunden zu werden. Eigentlich sind Raupen ja eher Ameisenfutter. Aber Bläulinge nutzen chemische Duftmittel zur Tarnung. So werden sie nicht nur nicht gefressen, sondern sogar adoptiert von den Ameisen und in den Bau geschleppt. Hier bleiben die Raupen über den Winter, fressen sich an ihren Ziehgeschwistern dick und rund.

Ähnlich macht es Familie Ameisensackkäfer. Der sperrige Name erklärt sich mit seiner Lebensweise: Nach der Paarung kleistert die Käferfrau aus ihren Hinterlassenschaften einen Sack. Dahinein legt sie die Eier, den Sack legt sie dann neben einen Ameisenbau. Die tragen das Säckchen in den Bau und lassen die Käferkinder bei sich aufwachsen. Im Umfeld von Ameisen fühlen sich auch andere Käferlarven wohl, Rosenkäfer zum Beispiel. Sie mögen den lockeren Boden und den ein oder anderen pflanzlichen Abfall. Auch Ameisengrillen, verschiedene Schwebfliegen oder Ameisenspinnen nutzen das Hotel zur Ameisenmama sehr gerne.

Hausmittel oder Kammerjäger

Weltweit gibt es zehntausend Billionen Ameisen – geschätzt. Circa eine Million pro Mensch. Ameisen hatten schon ihr komplexes Sozialstaatenwesen mit effizienter Arbeitsteilung und ausgeklügelter chemischer Kommunikation als es uns Menschen noch gar nicht gab. In unseren Gärten leben häufig Wegameisen, Rasenameisen oder Knotenameisen, alle sind kein bisschen gefährlich, im Gegenteil. Dass sie manchmal im Haus auftauchen, heißt nicht, dass sie da unbedingt hinwollen. Es zu vermeiden liegt im Interesse beider Seiten.

Ist es passiert, dann sollten Sie herauszufinden woher die Ameisen kommen – dort kann man ihnen dann den Weg abschneiden: mit einem Klebestreifen oder einem dicken Strich aus Kreide, einer Spur Zimt oder Lavendelöl. Ameisen reagieren empfindlich auf starke Düfte. Backpulver hilft auch – ist aber eine eher brutal Methode, denn die Tiere fressen das und platzen dann von innen auf, weil die Mägen aufgehen wie Kuchenteig.

Wie gesagt:  Gifte sind im Eigengebrauch nicht zu empfehlen. Ameisen überleben die Mordversuche meist; dafür werden von Ameisengift oft viele anderen Arten direkt oder indirekt über das Nahrungsnetz getroffen. Wichtiger ist es, das Ziel der Ameisen zu finden: oft sind es offene süße Lebensmittel oder Schimmelstellen im Haus. Ist die Futterquelle beseitigt verlieren sie das Interesse und bleiben fortan draußen. Wenn ihr hinterher den Fußboden mit Zitrusduft oder Essig wischt, finden auch Nachzügler nicht mehr den richtigen Weg.

Sollten die Ameisen sich schon im Haus in einer Dielenritze eingenistet haben, kann ein Staubsauger helfen, das Nest zu entfernen. Gibt es mehrere Nester oder handelt es sich um Holz- oder Pharaoameisen, sollte man vom Selbstversuch absehen und einen professionellen Schädlingsbekämpfer beauftragen. Die beiden genannten Arten leben gerne im Warmen und lassen sich weniger leicht hinauskomplementieren als Gartenameisen. Außerdem können sie im Gebälk oder im Vorrat große Schäden anrichten.

Im Garten wie gesagt kann und sollte man die Ameisen einfach in Ruhe lassen und nicht bei der Arbeit stören. Es sei denn, sie bevölkern Hochbeete und Blumentöpfe oder bringen Terrassenplatten zum Klappern, weil sie darunter ihr Nest gebaut haben. Auch und gerade hier gilt: kein Gift.

Raus aus dem Hochbeet!

Dass sie sich ausgerechnet Hochbeete und Töpfe aussuchen hat einen Grund: darin ist es trocken, auch in regennassen Jahren wie diesem.

Vor allem in kleinen Töpfen nimmt ihre ständige Buddelei aber den Wurzeln jede Möglichkeit, sich aus dem Boden zu ernähren. Außerdem kommen die Ameisen oft weil die Pflanzen Wurzelläuse haben. Die wiederum Ameisen anziehen – genau wie Blattläuse halten sich die Ameisen sie wie kleine Schafherden. Das Augenmerk auf die Pflanzengesundheit zu legen ist also wichtig: je gesünder die Pflanzen, desto weniger Läuse gibt es. Töpfe und Hochbeete zu fluten – wie es oft empfohlen wird, um die Ameisen zu vertreiben – hilft deshalb nur kurzfristig. Die meisten Pflanzen irritiert ständige Durchnässung und am Ende haben sie mehr Läuse an den Wurzeln – und das zieht dann wieder Ameisen an. Bessere Erfolge bringt das – normale – Gießen statt mit Wasser mit Pflanzenjauchen. Das stärkt die Pflanzen gegen Läuse und stinkt den Ameisen.

Gegen wackelnde Terrassenplatten hilft der Blumentopftrick. Einfach kopfüber einen Tontopf auf den Nestausgang stellen und ein paar Tage warten. Dann ist die Ameisenfamilie in die neue Behausung umgezogen. Und dann tragt ihr den Topf samt Staat einfach dahin, wo er  nicht stört.

Einmal im Jahr lässt sich der Ameisennachwuchs Flügel wachsen, die kleinen Männchen und die großen Jungköniginnen; das ist der Moment, wo man ihnen ansieht, dass sie zu den Wespen gehören. Da kann man sich schon mal an Horrorfilme erinnert fühlen auch weil die Tiere in ihrer Orgienstimmung überhaupt nicht auf den Weg achten. Wie auf Kommando schwirren alle los, begatten sich in der Luft und suchen dann neue Nistplätze. Sollte Ihnen ein oder mehrere Tiere ins Haus rauschen, keine Angst. Hier drinnen wollen sie nicht bleiben. Das war ein liebestaumeliges Versehen und sie möchten gerne wieder an die frische Luft gesetzt werden.

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