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Eichhörnchen im Garten und am Balkon

Eichhörnchen leben gut in unserer Kulturlandschaft und sind (noch) nicht vom bedroht. Den flinken Tierchen den eigenen Garten und Balkon nett zu machen, ist trotzdem eine gute Idee.

„Die Äffchen unserer Wälder“, so nannte der gute alte Alfred Brehm die Eichhörnchen. Verständlich, denn Eichhörnchen zu beobachten ist einfach höchst unterhaltsam. Eichhörnchen machen keinen richtigen Winterschlaf und wenn wir sie auf Balkon und Garten einladen, dann haben wir auch in der kalten und kahlen Jahreszeit viel zu schauen.

Hopp, hopp, vom alten Ahorn in die große Kiefer, da weiter von Ast zu Ast, den Kopf zuerst den Stamm hinunter, ein paar Hüpfer durchs Gras, dann kurz anhalten, schauen ob die Luft rein ist. Dann rennt das Eichhörnchen schnell weiter, zum Futterhaus. Stopft sich pfotenweise Sonnenblumenkerne in den Mund, jede Portion wird geschwind zerkaut. Dann schnappt es sich eine Nuss, steckt die zwischen die Zähne und springt zurück an die Rinde, mit den Krallen voraus. Sprung, einhaken, Sprung, bis auf einen dicken Ast. Da bleibt das Hörnchen sitzen, nagt an der Nuss, dreht sie zwischen den kleinen Pfoten, knackt und knabbert, bis die Schale aufspringt. Bei Alfred Brehm in seinem Tierleben hießen die Eichhörnchen „Affen der Wälder“ und der Vergleich passt durchaus. So niedlich und geschickt und immer in Bewegung. Stundenlang könnte man zuschauen.

Eichhörnchen gehören zu den Nagetieren, auch das wusste schon Alfred Brehm. Und zwar sind sie „die muntersten und klügsten, verglichen mit dem eher „geistarmen Gesindel der restlichen Nager.“ Mit politischer Korrektheit hatte man es vor 150 Jahren noch nicht so. Jedenfalls: Mehrere hundert Arten gibt es in der Familie der Hörnchen: Flughörnchen, Streifenhörnchen, Erdhörnchen, auch die Murmeltiere gehören dazu. Unser europäisches Eichhörnchen heißt wissenschaftlich Sciurus Vulgaris und zählt zu den tagaktiven Baumhörnchen. Hörnchen heißen sie übrigens wegen des Schwanzes. Andere sagen, wegen der „Pützer“ an den Ohren. Eichhörnchen kommen in vielen Farben vor, vom typischen Rot über schwarz, grau, bräunlich und gescheckt bis hin zu Albinos. Weiße Tiere gibt es in der freien Wildbahn eher selten. Sie fallen auf, sehen oft schlecht und sind damit leichte Beute für Eulen, Füchse oder Habichte. Die schaffen es ansonsten kaum, die flinken Hörnchen zu fangen. Wirklich gefährlich ist nur der Baummarder. Der kann fast so gut klettern wie das Eichhörnchen, verfolgt es auf Schritt und Tritt den Stamm hinauf, bis in die Baumkrone. Einzige Rettung: Springen. Die Beine ausgebreitet, den Schwanz gespreizt und von der Haut zwischen Ellbogen und Körper unterstützt gleitet das Hörnchen schräg nach unten. Der Marder muss den Landweg nehmen, das Eichhörnchen kann entwischen. Übrigens hat Alfred Brehm als Junge Eichhörnchen gehalten. Vielleicht wusste er deshalb, dass sie ohne Schwanz nicht mal halb so gut springen und klettern können. Sie brauchen ihn als Steuer und zum Balancieren. Auch mit dem Klammerreflex kannte er sich aus. Schüttelt man den Ast, auf dem das Hörnchen gerade sitzt, wird es sich festkrallen, um bloß nicht herunterzufallen. Ans Weglaufen denkt es nicht. Klein Alfred brauchte nur zu zugreifen. Bitte nicht nachmachen: Wildtiere zu fangen ist verboten.

 

Viele Gelegenheiten Eichhörnchen zu beobachten

Es ist auch gar nicht nötig. Wer Eichhörnchen beobachten will hat viele Gelegenheiten dazu, denn grundsätzlich leben sie gut in unserer Kulturlandschaft. Man trifft sie im Wald und im Park, auf Friedhöfen und Wohngebieten. Hauptsache, es gibt hohe alte Bäume, auf oder in die sie ihr Nest aus Zweigen bauen können, den Kobel. Gerne auch mehrere. Und zu fressen muss es geben, und zwar reichlich, denn die flinken Tierchen haben einen hohen Energieverbrauch. Zum Glück sind auch sie mehr oder weniger Allesfresser und damit in der Nahrungswahl recht flexibel: Sie lieben Nüsse und Samen, scharren sich Käfer aus dem Laub, zwicken Blätter und Knospen von den Bäumen, ernten in Gemüsebeeten und Obstbäumen, sammeln Pilze und sagen auch nicht Nein, wenn sie ein Vogelei finden.

Übrigens: Jedes Dach kann grüner werden. Auch ein Futterhäuschen. Wie das ganz einfach geht, steht in dieser Anleitung für ein Gründach aufs Futterhäuschen oder Nistkasten

Eichhörnchen Futter und einen sicheren Unterschlupf anzubieten, ist auf jeden Fall eine gute Idee. Weil man sie umso besser beobachten kann, wenn sie durch den eigenen Garten hopsen. Und weil auch für Eichhörnchen der Lebensraum mehr und mehr schwinden wird. Viele alte Bäume werden krank durch den Klimawandel, müssen dann oft aus Sicherheitsgründen gefällt werden. Insektensterben und die Trockenheit machen es den Tieren schwerer, ausreichend Essen und Trinken zu finden. Neben einer Schale mit frischem Wasser freuen sich die Hörnchen also über Nüsse, Körner und Kerne, Rosinen, Möhren und Äpfel. Achtung: Essensreste oder Brot vertragen die Nagetierchen nicht. Sollten mehrere Eichhörnchen regelmäßig einen Garten besuchen, empfiehlt es sich, auch mehrere Futterstellen einzurichten. So niedlich sie sind, so rabiat sind sie zur vermeintlichen Konkurrenz. Es gibt spezielle Futterhäuser für Eichhörnchen zu kaufen, ebenso Bauanleitungen zum Selbermachen. Darin sind die Nüsse vor Wind und Wetter geschützt und doch für die fingerfertigen Tiere leicht zu erreichen.

 

Je wilder der Garten, desto besser können die Tiere sichere Nester bauen. Aus denen die Kleinen nicht von einem Sturm herausgeschüttelt werden können oder von einem Eichhelhäher oder Marder geraubt. Wichtig ist, den Tierchen auch Nistmaterial anzubieten, fürs Winterquartier und auch für die Kinderstube. Eichhörnchen nutzen dafür Fell und Tierhaare, Moos oder Laub. Das sollten Sie also ebenfalls im Angebot haben.  Das beste Eichhörnchenquartier ist deshalb ein naturnaher Garten. Da findet sich das Nistmaterial reichlich, ebenso Futter in Form von Wildsträuchern und Bäumen und wilden Ecken mit Pilzen und Insekten. Im Herbst brauchen sie besonders viel davon, jetzt besteht das ganze Tagewerk daraus, Futter zu suchen. Was nicht mehr in den dicker werdenden Bauch hineinpasst, wird unter einen Stein gestopft, vergraben, auf dürre Äste gespießt. Im Wald hat das seinen Sinn. Er wird besser durchmischt und verjüngt, wenn Eicheln, Bucheckern und Fichtenzapfen nicht nur rund um den Baum fallen, auf dem sie wachsen. Im Garten kann das manchmal nervig sein. Keine einzige Walnuss bleibt übrig im Herbst und im Mai sprießen zwischen Holunder, Rosen und Gehwegplatten junge Bäume.

Dick und rund gefressen verschwinden die Hörnchen dann und verdösen die kalte Jahreszeit eingemummelt im Kobel. Ab und zu schlüpfen sie nach draußen, einen Happen essen. Auch wenn sie sich nicht an alle Ritzen und Löcher erinnern, große Verstecke können sie sich wohl merken. Das Futterhäuschen gehört auch dazu. Dort kommen die Hörnchen im Winter regelmäßig vorbei und es ist eine Freude sie zu beobachten.

Achtung, Unfallgefahr für Eichhörnchen

Wer Eichhörnchen in seinen Garten lockt, sollte für ihre Sicherheit sorgen. Deshalb offene Wasserstellen wie Regentonnen abdecken und Teiche mit einer Treppe aus Steinen oder einem dicken Stock versehen: Dann können hineingefallene Tiere wieder ans Trockene klettern. Außerdem Dünger und Pflanzenschutzmittel eichhörnchensicher verschließen. Treffen Sie auf ein Eichhörnchenjunges am Boden ist es ziemlich sicher verwaist, denn normalerweise holen Eichhörnchenmütter ihre Kinder sofort wieder in den Kobel zurück, sollte mal eins rausgeplumpst sein. Oft sind die Kleinen dann auch sehr anhänglich bis aufdringlich. Wärmen Sie das Kleine in den Händen und tragen sie es nach Hause, dann ist eine Wärmflasche oder ein körperwarmes Körnerkissen die wichtigste erste Hilfe.  Schritt zwei: einen Fachmann informieren und sich beraten lassen. Adressen gibt es bei Tierärzten und Umweltverbänden. Eichhörnchen zu pflegen ist etwas für Profis und Selbstversuche bezahlen die Tierchen oft mit ihrem Leben.

Noch viel mehr zu Eichhörnchen – und vor allen Dingen noch viel mehr tolle Fotos dieser tollen Tiere – findet ihr in meinem Buch „Ein Garten voller Tiere“

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