Mehr Käfer, weniger Schnecken

Nicht nur Bienen sind wichtige Insekten. Auch Käfer. Denn auch sie bestäuben Blumen – und übernehmen noch viele Jobs mehr: sie „zersetzen“ Totholz und andere Überreste, helfen Regenwürmern dabei Humus zu machen und einige Arten fressen Schneckeneier und jagen Schnecken. Mehr als genug Gründe, Käfer in den Garten einzuladen

 

Um Käfer in den Garten zu locken, kann man ihnen eine Art Insektenhotel anbieten. Dafür hat sich der Name „Käferkeller“ eingebürgert. Passend wäre auch der Name „Käferkindergarten“. Denn in erster Linie werden sich Larven dort wohlfühlen.

Wie ihr so einen Käferkeller bauen könnt? Habe ich Schritt für Schritt beschrieben in meinem Buch „Mein Garten – mehr Arten“. Das Buch gibt’s überall wo es Bücher gibt und natürlich auch direkt bei mir in meinem kleinen Online-Shop unter www.krautundbuecher.de/shop. Versandkostenfrei und auf Wunsch mit Widmung.

Neben dem Käferkeller gibt es in „Mein Garten – mehr Arten noch viele weitere Projekte, mit der euer Garten mit wenig Aufwand schnell artenreicher, klimafester, blühender und grüner wird.  Mit wenig Aufwand blühen Blumenbeete, Rasen und Kiesflächen  auf, Zäune verwandeln sich in lebendige Grenzen und Mülltonnen bekommen ein grünes Dach. 

Weiter gehts mit den Käfern...

Viele Käfer leben in ihrer eigentlichen Käfergestalt ja nur wenige Wochen ihres Lebens. Maikäfer zum Beispiel: nach Jahren als Engerling im Boden entpuppt er sich im Mai und das markiert für uns den Beginn des Frühsommers. Maikäfer sind Blatthornkäfer und haben viele Verwandte mit einer ähnlichen Lebensweise. Auf großen Gartenblumen lassen sich grünglitzernde Rosenkäfer beobachten, oft zusammen mit ihren kleineren dunklen Verwandten, die lustig anzusehen sind und den deshalb etwas unpassenden Namen Trauerrosenkäfer tragen.  Oder die imposanten Hirschkäfer. Auch sie leben viele Jahre als Larve, bis daraus der fertige Käfer wird. Den wir bestaunen, sollte er uns im Wald oder vielleicht sogar im Garten über den Weg krabbeln. Hirschkäfer brauchen in allen Lebenslagen Bäume.  Kaum sind sie als fertige Käfer aus der Erde ans Frühlingslicht gestiegen, machen sie sich auf die Suche nach Baumsäften, als Liebestrank, um ihre Fruchtbarkeit in Stimmung zu bringen. Den schlürfen sie an wunden Stellen am Stamm. Die Hirschkäferin beißt die Rinde auch gerne selbst auf. Den Männchen dürfte dabei ihr Geweih im Weg sein – das gar keines ist, sondern die prunkig groß geformten Mandibeln. Hirschkäfer-Frauen fliegen drauf. Nach der Paarung suchen sie dann noch den perfekten Platz für ihre Eier: am liebsten mitten in moderndes Holz oder in Erde, die an moderndes Holz grenzt. Ähnlich läuft es beim Nashornkäfer. Seine dicken Larven wuseln im Kompost, in altem Holz, in der Gartenerde, aber auch in Abfallhaufen vom Sägewerk. Sie trifft man häufig bei Gartenarbeiten. Ein Grund zur Freude, denn sie gehen nicht an intakte Wurzeln. Und in einigen Jahren brummen dann vielleicht kleine Nashörner durch den Garten.

In Deutschland gibt es rund 7000 Käferarten. Dazu gehören nicht nur die bereits genannten Prachtexemplare, sondern auch unscheinbare Rapsglanzkäfer, nervige Lilienhähnchen oder lustig anzusehende Pinselkäfer. Die großen Laufkäfer haben Panzer wie aus geprägter Goldfolie, es gibt den giftigen Ölkäfer, schwarzblauglänzende Mistkäfer und zahllose Rüsselkäfer, die aussehen wie Minitapire und in allen Größen und Farben vorkommen.

Pinselkäfer auf Brombeer-Blüte

Manchmal geht es mit den Namen ein bisschen durcheinander in der Welt der Käfer. Die häufig schwarz roten auf Blumen und beim Sex anzutreffenden Feuerkäfer sind eigentlich Feuerwanzen; Glühwürmchen dagegen sind Käfer und keine Würmer.

Und damit sind wir wieder beim Thema Schnecken.

Glühwürmchen, die viele Jahre als Larve in Laub und Totholz leben, ernähren sich vor allem von Eiern verschiedener Schneckenarten. Laufkäfer und ihre Larven erbeuten kleine Schnecken. Auch Mistkäfer fressen Schnecken.

Sie alle lassen sich mit einem gut angelegten Käferkindergarten in den Garten locken. Das Beste daran: Wir müssen für dieses Insektenhotel keinen besonderen Teil in unserem Garten hergeben. Im Gegenteil. Gerade die „toten Ecken“, an denen es zu trocken, zu feucht, zu heiß, zu dunkel ist und nichts wächst lassen sich zu diesem Zweck zum Leben erwecken. Mit Totholz.

Klingt paradox, funktioniert aber super.

Denn Totholz ist gar nicht tot. Nur der gefällte Baum oder abgeschnittene Ast sind abgestorben, ins Holz zieht aber sofort neues Leben ein. Mikroorganismen und Pilze, Wildbienen und Holzwespen, Asseln, Regenwürmer, Tausendfüßer, Milben und Springschwänze – totes Holz ist für eine ganze Reihe von Tieren Wohnraum, Vorratskammer und Spielplatz in einem. Mit einem Käferkeller wird diese Anlage unter die Erde verfrachtet – dann sieht man das Totholz nicht. Als Material brauchen wir Rindenmulch oder Hackschnitzel. Es sollte unbehandelt sein mit Pestiziden und Co, außerdem Totholz in Form von Astschnitt, Baumstumpfen, Holzscheiten. Je nachdem wie groß der Käferkeller wird, braucht es mehr oder weniger Holz. Die Mindestmaße sollten 1m x 0,5m x 0,5m sein –  das sind 0, 25 m3. Für einen m3 brauchen wir 1000l Mulch, in dem Fall also 250 l. Das sind circa 5 Säcke oder 25 Wassereimer. Dann graben wir ein Loch in den Boden, füllen es mit einer Schicht Kies als Drainage, dann mit kleinen und großen Totholzstücke , darüber dann so viele Holzhäcksel bis der Rand der Grube wieder mit dem Boden abschließt.

Details wie gesagt im Buch „Mein Garten – mehr Arten“.

Im „Erdgeschoss“, auf der Mulchdecke, könnt ihr euch sich dann eine Bank oder ein Palettensofa hinstellen. Engerlingen und anderen Käferkindern ist es verhältnismäßig egal, wenn jemand auf ihrem Kopf herumtrampelt. Während wir den Sonnenuntergang beobachten, läuft unter unseren Füßen die Artenvielfalt auf Hochtouren.

Mistkäfer beim Schneckenfressen

Ein bisschen Geduld braucht es, bist so ein Käfergarten funktioniert und Schneckenfraß kein Thema mehr ist. Ein bisschen auch abhängig vom Wetter und von den Grundlagen, den euer Garten mitbringt. Ist er schon wild und naturnah geht es schneller, als wenn ihr einen „Garten des Grauens“ übernommen habt. Aber spätestens im zweiten oder dritten Jahr ist es soweit. 

Ideal, wenn ihr zusätzlich noch mehr Maßnahmen gegen Schneckenfraß ergreift; Direktsaaten statt Vorzuchten, Ablenkfütterung – und niemals, NIEMALS, Gift, weder das echte Schneckenkorn, noch das als ökologisch unbedenklich angepriesene. Das und noch viel mehr erfahrt ihr alles in „Sigrids Artensprechstunde auf Birgits Bio-Balkon“. Ein anschaulicher und unterhaltsamer Online-Vortrag mit schönen Bildern und einem EBook zum Nachlesen.  Die Artensprechstunde kostet 9 Euro und ihr habt unbegrenzten Zugriff auf das Material; und könnt noch Fragen im Chat stellen. 

Also, bucht: Schneckenliebe lohnt sich! Danach kennt ihr alle Möglichkeiten, trotz Schnecken und mit Schnecken entspannt, erfolgreich und mit Freude zu gärtnern. 

Noch mehr Natur und Wildnis bekommt ihr, wenn ihr keine Bank auf den Käferkeller stellen, sondern das überirdische Stockwerk anderen Tieren zugänglich machen. Mit noch mehr Totholz, einem Steinhaufen, Laub, das liegen bleiben darf – oder einer bunten Blumenauswahl drumherum.

Wenn es dann noch Blüten, Blumen und Gräser gibt, sind fast alle Käfer glücklich, denn für manche ist nicht Aas und Totholz oder Schnecken das liebste Essen: Sondern Blüten und Pollen. Auf Doldenblüten von Giersch oder wilder Möhre sind besonders häufig Bockkäfer zu sehen. Die heißen so, weil sie besonders lange Fühler haben, wie ein Stein- oder Ziegenbock. Es gibt den roten Blutbock, den blauen Scheibenbock, der Wespenbock ist gelb-schwarz gestreift, der Alpenbock trägt blau-schwarzes Blockmuster, der Scheibenbock glitzert grün, der Moschusbock metallisch, der Lindenbock ist türkis mit Tupfen.

Hier ist kein Platz, alle Käfer zu würdigen. Aber einer darf nicht fehlen: der Marienkäfer. Besser gesagt, die Marienkäfer. Denn es gibt nicht nur den Glücksbringer Siebenpunkt sondern rund 70 verschiedene Arten: 22-Punkt-Marienkäfer, Sechzehnfleck-Marienkäfer. Weltweit gibt es noch viel mehr, besonders jagdfreudig ist der Asiatische Marienkäfer, auch Vielfarbiger oder Harlekin-Marienkäfer genannt  Er lebt auch hierzulande, seit er in den 1980er Jahren zur biologischen Schädlingsbekämpfung eingeführt wurde. Diesen Job macht er auch in freier Wildbahn gut, fast zu gut. Deswegen ist er bei vielen nicht besonders beliebt, wenngleich er der häufigste ist, den man trifft. Generell sind Marienkäfer nicht gefährdet und auch nicht gefährlich. Sie sieht man früh im Frühjahr und weit bis in den Herbst. Dann sammeln sie sich manchmal in Scharen und kommen nach drinnen ins Haus. Was dann? Einfach wieder rauswerfen. Sie sind auf der Suche nach einem guten Platz für den Winter. Drinnen im Haus dürfte es ihnen zu warm und zu trocken werden. Deshalb: Alle in ein Glas stupsen und dann ab in den wilden Teil des Gartens. In den Totholzhaufen über dem Käferkeller vielleicht, dort sind sie bestens aufgehoben. 

All diese Arten und noch viel mehr Käfer – den Ameisensackkäfer oder den Totengräber – könnt ihr in meinem neuesten Buch bewundern: im Bildband „Ein Garten voller Tiere“ sind viele der kleinen Krabbler und dicken Brummer wundervoll in Szene gesetzt.

Auch dieses Buch gibt es überall wo es Bücher gibt. Wenn ihr eine Widmung möchtet, dann bestellt es in meinem KrautundBücher-Shop. Im Feld Bemerkungen könnt ihr dann eintragen, ob und was ich schreiben soll. 

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