Lasst das mal die Blumen machen!
Selbständige Pflanzen: Ein Garten, der sich selbst gestaltet
Gärtnern kann so einfach sein – wenn wir die Natur einfach machen lassen. Statt stundenlang Beete zu planen, Erde umzugraben und Pflanzen mühsam an Wunschstandorte zu setzen, wo sie nicht richtig wachsen wollen: Können wir das Prinzip der selbständigen Pflanzen nutzen. Pflanzen, die von allein kommen, sich selbst erhalten, verbreiten und genau dort wachsen, wo sie sich wohlfühlen. Das spart Zeit, Geld und Mühe – und macht den Garten oder Balkon nebenbei auch noch artenreicher, klimafest und pflegeleicht.

Gärtnern und Pflanzen nach ausgeklügeltem Plan klingt gut – und sieht in Büchern und Magazinen wunderschön aus. Doch oft ist die Realität ernüchternd. Man investiert viel Zeit und Geld in ein perfekt durchgeplantes Staudenbeet, nur um dann festzustellen: Nichts wächst so, wie es auf der Zeichnung ausgesehen hat.
Kein Wunder – genau deshalb ist es oft eine Zeichnung. Und kein Foto.
Bis sich die neu erworbenen Pflanzen an das Bodenleben gewöhnt haben, kommt das nächste Hochwasser, die nächste Dürre. Auch „sonnig“ oder „feucht“ sind nur sehr grobe Standortkategorien – und verändern sich ständig. In Zeiten des Klimawandels erst recht. Wer dennoch an klassischen Pflanzplänen festhält, wird oft enttäuscht.
Die Lösung: Lasst es die Blumen selber machen.
Es gibt von Natur aus jede Menge Arten und Sorten, die alleine klarkommen. Von denen schickt man einen Schwung an den Start und lässt sie ihren eigenen Platz im Beet finden. Nicht alle gewählten Arten werden gleich gut gedeihen. Manche nehmen schnell große Flächen ein, andere bleiben klein und zurückhaltend. Doch mit der Zeit entsteht eine Pflanzengemeinschaft, in der immer etwas grünt, blüht und gut aussieht.
Wer einmal verstanden hat, wie sich Pflanzen selbst ansiedeln, kann das überall anwenden: an Bordsteinkanten und im Rosenbeet, für Schattenbalkone und Gartenteichränder, Heckenfüße und Baumscheiben, trostlose Pflasterflächen oder geschotterte Vorgärten.
Wie genau das funktioniert?
Hier kommt schon mal ein kleiner Einblick.
Natürlich machen es die Pflanzen nicht einfach von ganz alleine. Es ist – wie alles in der Natur – eine wundervolle Kooperation. Mit Wind und Wetter und vor allem mit all den Tierchen im Garten. Damit sich Pflanzen selbst erhalten und verbreiten, müssen sie blühen und Samen bilden. Bestäubt zu werden ist aber nur EIN wichtiger Punkt. Genauso wichtig ist es, dass sich diese Samen auch im Garten dahin verteilen, wo sich die neue Pflanze gut ansiedeln kann. Teilweise machen die Pflanzen das selbst, mit Streudosen wie beim Mohn oder Katapulten wie beim Springkraut. Oder Wind und Wetter tragen sie herum – siehe Löwenzahnschirmchen.
Ganz oft sind es aber auch Tiere, die sich um die Verbreitung kümmern.
Vögel, Felltiere, an denen Klettsamen hängen bleiben, und ganz wichtig: Ameisen.
Ameisen – auch aus vielen anderen Gründen die besten Blumengärtnerinnen diese es gibt.

Wenn ihr jetzt denkt: Ameisen?!! Sollte man die nicht lieber los werden?
Dann kann ich euch die Folge 2 von „Sigrids Artensprechstunde auf Birgits Bio-Balkon“ empfehlen. Hier lernt ihr die Ameisen von all ihren Seiten kennen, als allerbeste Gartenhelfer. Aber es gibt auch Rat und Tat, wie ihr mit dem richtigen Ameisenwissen eureGrenzen wahren und entspannt auf dem Balkon oder der Terrasse sitzen könnt – ohne Ameisenangst.
Wer die Artensprechstunden noch nicht kennt: es ist jeweils ein Vortrag mit Fragemöglichkeit, einer Checkliste mit Hausmitteln zum Download und einem ausführlichen E‑Book, um alles nachzulesen.
Und genau das können wir uns zunutze machen! Wenn wir wissen, welche Pflanzen sich wie verbreiten und wie verbreitet werden, wenn wir beobachten, welche Pflanzen in unserer Umgebung gut wachsen, wenn wir diese bewusst in unseren Garten oder auf den Balkon „einladen“ und ihnen gute Bedingungen schaffen, entsteht ein grünes Paradies – ganz ohne mühsames Pflanzen und Jäten.
Auch in meinem Buch „Mein Garten – mehr Arten“ gibt es viele Tipps und mehrere Projekte zum Thema „Selbständige Pflanzen“, zum Beispiel das klimafeste Ganzjahres-Beet, das nach dem Start sich selbst erhält, immer gut aussieht und wenig Arbeit macht. Oder: wie ihr einen gepflasterten Vorgarten zum Blühen bringt, den Heckenfuß, das Dach vom Mülltonnenhäuschen: Immer mit selbständigen Pflanzen.
Und: wenn ihr lieber weniger lesen, sondern lieber gleich loslegen wollt, dann empfehle ich euch die Liste „Lass das mal die Blumen machen“. Außer den Basics geht’s da nicht viel um Theorie. Sondern ihr bekommt einen langes PDF an Arten und Sorten, die selbständig sind und wie ihr sie lenken und leiten könnt.
Der Garten wird dadurch nicht komplett ein anderer; oder das Gestaltungskonzept. Aber mit wenig Arbeit sehr viel artenreicher.
Gärtnern kann so entspannt sein – wenn man es den Pflanzen überlässt! 😊
Kein Samen sammeln, kein Neupflanzen, kein Vorziehen. Keine Stauden schneiden. Es sei dann man möchte. Aber müssen muss man nicht. Im Gegenteil, dem Garten und den Insekten tut es gut, wenn alles stehen bleibt. Im Herbst sowieso, aber auch im Frühjahr.
Bis April haben viele Insekten ihren Winterschlaf beendet. Aber wer garantiert, dass nicht schon wieder Eier abgelegt wurden? Außerdem ist abgestorbenes Pflanzenmaterial eine wichtige Nahrungsquelle – für Schmetterlingsraupen, Käferlarven, Regenwürmer, Pilze und Mikroben. So verschwindet all das „Olle“ auch mit der Zeit wie von Zauberhand und hält so die Garten WG-am Laufen. Und es ist eine super Ablenk-Fütterung für Schnecken.
Mehr Tipps zum Schutz vor Schneckenfraß: gibt’s in diesem Blog-Beitrag und in diesem auch.
Noch mehr Tipps zum klimafesten, artenreichen Gärtnern bekommt ihr außerdem in meinem Newsletter, den KrautundBücher-News. Meldet euch gerne an, wenn ihr noch nicht dabei seid. Dann bekommt ihr regelmäßig monatlich Inspiration für einen lebendigen, selbständigen Garten.