Der vogelfreundliche Garten

Vögel im Garten zu haben ist schön – und wer es ihnen nett macht, den besuchen sie besonders gern und oft. Auch ökologisch sind die Gärten als Ersatzlebensräume mittlerweile von großer Bedeutung.

Wer einen Garten hat, hat auch Besuch von Vögeln. Meisen, Sperlinge und Amseln schauen auf jeder Terrasse und jedem Balkon vorbei. Das ist schön – und nützlich obendrein, fressen sie doch Blattläuse, Raupen, Maden und jede Menge anderer Insekten, die wir Menschen nicht so gerne auf unseren Blumen und im Gemüsebeet haben wollen. Für die Vögel wiederum sind diese Insekten ÜBERLEBENSWICHTIG. Und es ist wichtig, dass es sie gibt und sie nicht bekämpft werden. Nicht mit Hausmitteln und schon gar nicht mit Gift. 

Aber keine Sorge, wenn ihr euch reichlich Vögel in den Garten einladet, dann haben die das mit Blattläusen, Engerlingen und Raupen gut im Griff. 

Tipp

Vögel füttern am Balkon und im Garten ist schön. Vor allem für uns Menschen. Gut für alle Vögel ist es nicht, und aus Gründen des Naturschutzes nicht nötig.  Verpflichtet fühlen muss sich niemand, genießen dürfen wir es alle. Ob wir Vögel füttern und warum, ist eine persönliche Entscheidung, die jeweils unterschiedlich ausfällt. Was wichtig ist zu wissen, um es möglichst gut für alle Beteiligten zu gestalten, erfahrt Ihr hier. Wann füttern und was und wo? Hygiene und Sicherheit, wie umgehen mit ungebetenen Mitessern? Und: wie können wir auch all die Vögel unterstützen, die wir mit dem üblichen Futterhaus nicht erreichen?

Für heimische Vögel sind Gärten und Parks zu einem wichtigen Lebensraum geworden. Die freie Landschaft, ihr eigentlicher Lebensraum, existiert fast gar nicht mehr.

Die Landwirtschaft braucht große Felder, die gut mit Maschinen zu befahren sind – Hecken stören da nur, „Unkraut“ und „Ungeziefer“ sowieso. Die Vögel finden in unserer flurbereinigten und durch die Klimaveränderung durcheinandergebrachten Natur zu wenig zu fressen und Höhlen und Ecken zum Nisten gibt es auch immer weniger. Morsche Bäume mit Löchern und loser Rinde werden gefällt, weil sie unwirtschaftlich sind und Spaziergängern gefährlich werden könnten. Laub wird überall generalstabsmäßig weggesaugt und -gepustet, baufällige Häuser werden abgerissen oder saniert, die kleinste Lücke in Mauern und Dächern aus Wärmeschutzgründen zugedämmt.

Um so wichtiger ist es, ihnen den Ersatzlebensraum Garten so einladend wie möglich zu gestalten.

Natürlich müssen wir unser Stückchen Grün nicht komplett in einen Brennessel-Brombeer-Dickicht  verwandeln. Aber ein paar dichte und wilde Ecken finden die Vögel toll. Wo sie Unterschlupf und Nahrung finden.  Die Efeuwand nicht auslichten, den Holunder nicht stutzen, den Kurzrasen zum Wildrasen werden lassen, das Laub am Heckenfuß liegen lassen bringt schon sehr viel. 

Und: die Gartenvögel brauchen Wohnraum. Denn nur Spechte hämmern ihre Höhle selbst.

Sperlinge, Meisen, Kleiber, Stare und viele andere Vögel suchen sich eine fertige Höhle in Bäumen oder Gemäuern, in die sie dann ihr Nest hineinbauen. Solche natürlichen Hohlräume sind selten geworden – weil alte Bäume selten geworden sind. Deswegen sind diese Höhlenbrüter besonders auf Nistkästen angewiesen. 

Nicht alle Vögel kommen mit dem klassischen Nistkasten zurecht. Zaunkönige mögen es eng und kuschelig, Baumläufer haben gerne einen Eingang direkt am Baumstamm. Und nicht alle Vögel sind Höhlenbrüter. Da gibt es beispielsweise die Nischenbrüter, die ihre Nester am liebsten in engen Astgabeln, Mauerspalten oder in dichtem Heckengebüsch anlegen. Rotkehlchen, Hausrotschwanz oder Amseln.  Auch von solchen Ecken und Verstecken gibt es viel zu wenig. Alles ist immer ordentlich gestutzt, jede Gemäuerlücke wird gedämmt und verschlossen.

Deshalb freuen sich diese Nischenbrüter über künstliche Nischen. Das sind Kästen, bei denen die Vorderseite nur etwa bis zur Hälfte geschlossen ist.

Der Nachteil: Sie sind natürlich nicht besonders einbruchssicher gegen Katzen, Eichhörnchen, Marder oder Elstern. Deswegen sollten solche Nischen möglichst geschützt in einer dichten Efeuwand oder im Wildstrauchgebüsch „versteckt“ werden.   

Also wieder Wildnis 🙂

Ich habe für euch ein EBooklet geschrieben, mit einer  Bauanleitung für einen Nistkasten, den ihr so variieren könnt, dass er gut passt für Nischenbrüter. Oder für Höhlenbrüter. Dieser Nistkasten war bereits  Titelmodell auf meinem Buch „Ideenbuch Vogelhäuschen“.

Beide gibt es in meinem kleinen online KrautundBücher-Shop.

Welcher Vogel einzieht lässt sich über die Bauweise steuern. Je nach Lochgröße oder -form fühlen sich unterschiedliche Arten angezogen.

Diese Liste bietet eine Orientierungshilfe:

27 mm – die meisten Meisenarten (Blaumeise, Tannenmeise, Haubenmeise)

33 mm – Kleiber, Kohlmeise

35 mm – Haussperling, Trauerschnäpper

50 mm – Star

Ovale Öffnung, 48 mm breit, 32 mm hoch – Gartenrotschwanz

Ovale Öffnung – Mauersegler

Öffnung ca. 70 x 50 mm direkt am Stamm – Baumläufer

Große Öffnung, ca. 50 x 100 mm – Nischenbrüter wie Hausrotschwanz, Bachstelze, Grauschnäpper, Rotkehlchen

Manche Vögel wie die Blaumeisen legen sehr viel Wert auf ihr eigenes Revier, andere wie Spatzen, Stare oder Schwalben sind Koloniebrüter, sie mögen es gerade gesellig. Ihnen sollten Sie auf jeden Fall mehrere Wohnungen direkt nebeneinander anbieten.  Und wenn man nicht möchte, dass frühbrütende Arten wie zum Beispiel Meisen alle Wohnungen unter sich aufteilen, hängt man die Kästen nach und nach auf. Dann finden auch Arten, die erst spät im Frühjahr aus dem Winterquartier kommen, noch einen Bleibe, Trauerschnäpper zum Beispiel.

Besser Leerstand bei den Nistkästen als dass ein Vogel auf Wohnungssuche leer ausgeht. Oder ein anderes Tier. Denn auch Fledermäuse, Garten- und Siebenschläfer oder Hornissen. haben Wohnungsnot. Auch im Winter werden die Kästen deshalb reichlich genutzt, nicht nur von Bilchen, sondern auch von Zitronenfaltern, Hummelköniginnen oder Florfliegen.

Wichtig: Nistkästen saubermachen, wenn man es denn machen möchte, dann nicht im Winter. Sondern Ende August, Anfang September. Dann sind die Bruten durch und die Winterschläfer noch nicht im Bett.

Was brauchen  Gartenvögel noch, um ein richtig gutes Nest zu bauen?

Ein bisschen Wildnis: Laub, Reisig, Moos, alte Pflanzenfasern von Brennnesseln oder auch fluffige Distelfasern, Totholz und Matsche, das ist je nach Art ein bisschen unterschiedlich, welche Vorlieben es gibt fürs Nestbauen. Wichtig: KEINE Tier- oder Menschenhaare auslegen. Die sind oft mit zu viel Rückständen behaftet, vom Shampoo bis zum für Vogelküken tödlichen Antizeckenspray.

Fressen braucht die neue Vogelfamilie auch noch: zur Brutzeit sind Vögel Insektenfresser, von der Blattlaus bis zum Grashüpfer, außerdem Mücken, Raupen, Käfer. Außerdem gibt’s Würmer, Asseln, Spinnen und später dann Samen von Giersch, Löwenzahn und Brennnessel und Efeubeeren und andere leckere Wildfrüchte.

Und wie nicht nur Vögel, sondern alle Tiere in eurem Garten glücklich werden und satt, das könnt ihr in diesen beiden Büchern lesen:

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