Wunderwelt Efeu
Eine Pflanze – viele Lebensräume
Efeu ist immergrün und wuchskräftig, Efeu kennt jeder. Aber weit weniger wissen, dass eine erwachsene Efeupflanze wie ein ganzer Kosmos ist für Vögel, Insekten und viele andere Tiere mehr.
Vor allem im Winter, wenn hierzulande alles kahl ist, fällt das kräftigdunkle Blattwerk ins Auge. Ob als Gestaltungselement im Garten, ob Efeu malerisch ein altes Grab umrankt oder im Wald die Bäume hochwächst. Laubmischwald, das ist auch der natürliche Lebensraum des Efeus. Als sogenannter Selbstklimmer ist Efeu dafür geschaffen mit seinen kleinen Kletterbeinchen Rinde und Felsen hinaufzukommen.
Übrigens: Efeu schmarotzt nicht, erwürgt auch Bäume nicht, sondern benutzt sie lediglich als Kletterhilfe. Auch wenn das noch immer nicht alle glauben: Gesunde Bäume nehmen durch Efeu keinen Schaden.
In Zeiten wie diesen allerdings, in denen auch immer mehr Bäume nicht wirklich fit sind, weil die Klimaerwärmung, Bodenversiegelung, Dürre und falsche Standorte ihnen zu schaffen machen, kann man durchaus versuchen das Efeu im Zaum zu halten, um dem Hausbaum noch ein paar Jahre mehr zu schenken. Aufhalten wird der menschliche Eingriff das Ende des Baumes allerdings nicht.
Die Rolle des Efeus als Sterbebegleiter von Bäumen ist aus Sicht der Natur auch gar nicht so traurig wie für uns Menschen. Ein alter, kranker Baum bekommt weniger und weniger Blätter. Dichtes Blattwerk ist aber für viele Tiere und vor allem Vögel ein wichtiger Lebensraum: hier bauen sie Nester, hier verstecken sie sich vor Räubern, ihr verbringen sie heiße Tage und die Nächte; nicht zuletzt finden sie hier auch jede Menge Futter. Denn wo Grün ist, sind auch Insekten. Ist das Efeu erstmal den Stamm hochgerankt, kann es mit seinen Blättern die licht gewordene grüne Baumkrone gut ersetzen.
Auch sonst kommt Efeu ohne Rankhilfe fast überall hoch, selbst glatte Mauern. Efeu bevorzugt einen nicht zu trockenen und nicht übermäßig feuchten Standort mit nährstoffreichem, lockerem und sauer-humosen Boden. Im Schatten und Halbschatten fühlt er sich am wohlsten, pralle Sonne verträgt er notfalls ebenso. Nur zu heiß und zu hell mag er es nicht. Efeu fühlt sich aber auch als Bodendecker wohl.
Efeu ist ein ausgezeichneter Bodendecker und zur Bodenfestigung an Hängen und Böschungen gut geeignet.
Es gibt allerdings nicht das EINE Efeu, sondern ganz viele verschiedene Arten und Sorten, die sich für jeweils unterschiedliche Zwecke gut eignen.
Die wilde Form ist der Gewöhnliche Efeu, Hedera Helix, und dan verschiedene Züchtungen auch mit panaschierten Blättern. An wilden Arten ist kein Mangel, die sollten bevorzugt in die Gärten gepflanzt werden.
Die heimische Tierwelt ist oftmals sehr engstirnig, was Futterpflanzen angeht und es gibt zwar Bienen und Käfer, die wenig wählerisch sind, was Nektar, Pollen oder Blattgrün angehen, aber eben immer auch welche die sich nur für ein einzige Pflanze begeistern können.
Ganz besonders wichtig sind die Blüten des Efeu.
Fürs menschliche Auge sind die Efeublüten eher unspektakulär. Für alles, was an Insekten zu dieser Jahreszeit noch unterwegs ist, sind Efeublüten der Hit.
Pfauenaugen und Admirale tanken hier Nektar, Wespen, Hummeln und Schwebfliegen futtern Blütenpollen. Spinnen bauen ihre Netze und lauern auf fette Herbstbeute, Marienkäfer krabbeln auf den Blättern, knuspern Algen und Pilzbeläge und auch kleine Milben und andere Mikroben, Schnecken und Wanzen tun es ihnen gleich.
Efeu blüht selten oder nie, heißt es oft. Das stimmt nicht. Richtig ist: Efeu blüht erst ab einem gewissen Alter, ungefähr zehn Jahre muss die Pflanze alt werden. Dann beginnt sie, zusätzlich zu den typischen drei- oder fünffach gelappten Blättern größere eiförmige Blätter zu bilden. Und dann blüht sie irgendwann auch.
Damit das klappt sollte Efeu nicht im Sommer geschnitten werden, das ist wichtig.
Denn Efeu blüht erst im Herbst, ab Ende September bis weit in den November. Im Winter dann werden die Beeren reif und bieten sich als Vogelfutter an.
Die Tierwelt ernährt sich von Efeu zu einer Zeit, wo es sonst eher wneig an Blüten und frischen Früchten gibt. Efeu bietet somit quasi antizyklisch zum Rest der Natur genau dann Nektar, Pollen und Früchte, wenn sonst kaum noch was da ist.
Auch seine Blätter bleiben dem Efeu im Winter erhalten und sind wichtig als Lebensraum. Wenn alle Sträucher und Laubbäume nackt sind, finden Wildtiere im Efeudickicht Schlafplätze und Tagesverstecke. Und Freibrüter wie Amseln oder Rotkehlchen können früh im Jahr mit dem Brutgeschäft starten, ohne das Nest wie auf dem Präsentierteller anlegen zu müssen.
Für alle, denen es zu lange dauert, bis ein Efeu blüht, oder die wenig Platz im Garten haben, ist sogenanntes Strauchefeu eine gute Alternative Das ist so etwas wie ein Ableger eines sich bereits im Blühalter befindlichen Exemplars. Strauchefeu rankt kaum und wächst auch nicht mehr sehr viel. Aber er blüht reichlich und das auch in einem Topf auf dem Balkon.
Die gute Nachricht: Strauch-Efeu könnt ihr euch selber ziehen. Hier gibt es die genaue Anleitung dafür.